1.
Untersuch‘ o f t äußerlich;
Aber s e l t e n innerlich.
2.
Horch‘ nach des Kindes Herzschlag oft;
Bedenklich wird er unverhofft!
3.
Spreng‘ nicht die Blase ohne Grund
Und bohre n i e am Muttermund.
4.
Kannst äußerlich du untersuchen,
Erspar’s von innen dann der Frau.
Kopf, Rücken, Steiß, selbst Mutterkuchen
Fühlt man von außen ganz genau.
5.
Stets ganz geruchlos, blank und rein
Soll’n Händ‘ und Fingernägel sein.
6.
Bist du einmal nicht recht im Klaren –
Droh’n Mutter oder Kind Gefahren,
Schick‘ schnell zum Arzt! Maß Dir nichts an!
Schlecht ist, wer mehr s c h e i n t, als er k a n n!
7.
Zur Nachgeburt verwend‘ Geduld!
Eireste sind sonst D e i n e Schuld!
8.
Vergiß nie nach dem Damm zu seh’n;
Wenn er gerissen, lass ihn näh’n!
9.
Verwend‘ die größte Reinlichkeit
Auf der Entbindung g a n z e Zeit.
Dann schläft die Wöchnerin, das Kind dazu,
Und auch den Arzt läßt man in Ruh!
10.
Stell‘ Dir als höchstes Streben hin:
Gesund sei jede Wöchnerin!
Wird die von Dir Entbund’ne krank,
So sag‘ Dir recht oft frei und frank:
Die H ä n d e war’n bestimmt nicht rein,
Drum bist Du Schuld D u ganz allein.
Das nächste Mal soll’s besser sein!
Allgemeine Deutsche Hebammenzeitung, IV. Jahrgang, Nr. 8., Berlin 15.04.1889, S. 1.; Christian Gerhard Leopold, Paul Zweifel (bearb.), Lehrbuch für Hebammen. Zweiter Theil, im Auftrage des Königlich Sächsischen Ministeriums des Innern, Leipzig: Hirzel 1902, 7. Aufl., S. 155f.